Sozialisierungsphase
Phase 4 Sozialisierungsphase (9 -12 Woche)
Ab der 9. Woche sind die Racker hemmungslos überall in Garten und Haus "on tour" und haben nur Unsinn im Kopf. Die erwachsenen Rudelmitglieder, wie z.B. Tanten und Halbgeschwister beaufsichtigen sie dabei. Während die Boxerwelpen bis dahin alles mit den Grossen machen durften, werden nun Grenzen gesetzt wenn es zu bunt wird. Dabei kann man beobachten wie die älteren Tiere die Jungen packen und auf den Boden drücken, oder einem allzu frechen Welpen auch schon mal mit dem Biss an die Kehle drohen. Dies hört sich brutal an, gehört aber zur Unterwerfung absolut dazu.
Es gibt in einem Rudel immer wieder Welpen (Rüden und auch Hündinnen) die ziemlich aufmüpfig sind, sich heftig wehren oder gar angreifen. Dies ist für die Grossen inakzeptabel, sie geben erst Ruhe wenn der Kleine mit gesenktem Schwanz Land gewinnt, wobei er zeigt, dass er die Lektion der Unterordnung verstanden hat. Kaum ist er ein wenig entfernt, schüttelt sich der kleine Welpe, freudig geht das Schwänzchen wieder nach oben und vergessen ist die Sache. Dieses Sozialverhalten wird erlernt und ist kein angeborenes Verhalten. Die Welpen wenden die neu erworbenen Kenntnisse bei ihren Geschwistern an, es gibt richtige Kämpfe um die Rangordnung, wobei Gewinner und Verlierer sich ständig abwechseln….. es ist noch nicht die Zeit die Plätze im Rudel festzulegen.
Wenn man bedenkt was für eine umfangreiche Arbeit der Züchter in dieser Phase mit dem Wurf hat, ist es verständlich wenn die ersten Welpen bereits nach 8 Wochen an den neuen Besitzer abgegeben werden.
Wenn Sie können, lassen Sie ihren Welpen bis einschliesslich der 9 Woche noch bei der Züchterin/beim Züchter. Das Leben im Boxerrudel prägt ihn positiv, lehrt ihn schon mal in Anfängen wie eine gewisse Rudelhierarchie funktioniert und, mal ehrlich, diese Zeit kriegt er nie wieder zurück!
Für einen erfahrenen Hundeführer ist die Übernahme eines Welpen in der Sozialisierungsphase von grossem Nutzen. Ein unerfahrener Hundehalter dagegen kann in dieser Zeit die schlimmsten Fehler machen und den Boxer für sein Leben verderben.
Wie Sie ja bereits gelesen haben, hat der kleine Welpe glücklich und zufrieden im Boxerrudel gelebt und die erste Bekanntschaft mit Strafe und Unterordnung durch seine „Erziehungsberechtigten“ gemacht.
Es ist äusserst sinnvoll, wenn Sie ihren Junghund weiterhin regelmässig zu Spielstunden mit Gleichaltrigen zusammenführen. Hervorragend geeignet sind die zahlreichen Boxerplätze vom Münchener Boxerklub, da er dort nicht nur Spielkameraden gleichen Alters findet, sondern welche die auch noch seiner Art entsprechen. Natürlich eignet sich aber auch die Welpenspielgruppe eines anderen Hundesportvereins in Ihrer Umgebung, Hauptsache Sie gehen hin!
In diesen Spielstunden erlernt und vertieft ihr Boxerwelpe sein Sozialverhalten im Umgang mit seinesgleichen. Sie als Besitzer sollten den kleinen Kerl stets im Auge behalten, jedoch nicht zu übervorsichtig reagieren und ihn zu sehr beschützen zu wollen. In solchen Welpengruppen geht es manchmal schon etwas ruppig zu, aber Ihr Boxer wird sich sicher voll integrieren und die Zeit geniessen. Das Erfahren von gewinnen, verlieren und sich unterordnen als Welpe ist absolut unerlässlich für den späteren korrekten Umgang erwachsener Hunde untereinander.
Wichtig ist ausserdem, dass Sie sooft wie möglich mit dem kleinen Boxer spielen. Je lustvoller das Spiel mit dem Menschen ist und je mehr erstes Lernen als Spiel empfunden wird, desto grösser wird die künftige Lernfreudigkeit des Hundes. Sie wird in dieser Phase für alle Zeiten festgelegt. Spielen mit dem Hund heisst zielgerecht spielen: Sie bestimmen wann gespielt wird, wie gespielt wird und Sie beenden auch stets das Spiel, das logischerweise immer auf das Alter und die Lernbereitschaft Ihres Boxers ausgerichtet ist.
Für Ihren kleinen Boxer ist jedes Spiel mit Ihnen als seinen grossen Beschüzer ein erfreuliches, lustvolles Erlebnis. Er kann davon einfach nicht genug bekommen und möchte solange weiter machen bis er müde ist. Nun ist es im allgemeinen so, dass Sie schneller müde werden als Ihr toller Hund. Da in diesem Alter der Spielabbruch als disziplinierende Massnahme vom Welpen durchaus begriffen wird, können Sie sich das leicht zunutze machen, indem Sie das Spiel dann abbrechen, wenn er dabei etwas tut, was er nicht tun sollte. So eine passenden Gelegenheit ergibt sich meist leicht; z.B. jagt er der Katze hinterher oder fängt an Blumenzwiebeln auszubuddeln.
Während dieser ersten Wochen, die der kleine Boxer bei Ihnen ist, wird er sich an Sie binden. Nutzen Sie dies, schmusen Sie mit ihm (Boxer sind grosse Knutscher), spielen Sie mit ihm, gehen Sie mit ihm spazieren, zeigen Sie ihm, dass Sie jeder Situation gewachsen sind und er bei Ihnen stets Schutz finden kann. Ihr Boxer ist in dieser Phase aufnahmefähig und lernwillig wie verrückt. Auch die Stubenreinheit kann angegangen werden.
Die Fähigkeit des Junghundes in der Sozialisierungsphase bereits Verbote zu akzeptieren, können Sie natürlich auch als Hundebesitzer nutzen. Sie sollten in dieser Zeit Tabus setzen um dem Welpen deutlich klar zu machen, was er darf und was nicht. Wenn der kleine Boxer sich über ein Verbot hinwegsetzt, müssen Sie konsequent aber stets in einem vom Welpen verkraftbaren Rahmen reagieren.
Meistens reicht ein lautes Wort wie „NEIN“ als Disziplinierungsmassnahme aus, das aber nur dann vom Welpen verstanden wird, wenn er beim Ungehorsam auf frischer Tat ertappt wurde.
Lesen Sie bitte in Ruhe weiter und verinnerlichen Sie das was ich schreibe, dann schaffen Sie es Ihren Hund ohne harte Strafen, sondern mit Spiel und Spass und nur über Ihre Stimme zu einem treuen und guterzogenen Begleiter auszubilden.
Die Ausbildung des Junghundes kann aus dem vergnügten Welpenspiel heraus entwickelt werden und damit bleibt für den Junghund alles Lernen lustbetont. Wenn der Wunsch des Menschen nach besonderen Leistungen für den Hund stets mit einem freudigen Erleben verbunden ist, wird für ihn Lernen auch später, wenn er längst erwachsen geworden ist, ein Vergnügen sein. Nur unter diesen Voraussetzungen erfüllt der Mensch seine Rolle als „Rudelführer“ und nur so kann er ein sinnvolles und beständiges „Mensch-Hund-Rudel“ aufbauen.
Quelle: Eberhard Trumler, Hunde ernst genommen